Irrtum 07:

 

 

 

 

"Der Begriff Air wird nicht nur bei Luftbetten verwendet. Oft sind damit nur Hohlräume in einer normalen Kaltschaum-Matratze gemeint."

 

 

Ein Wasser- oder Luftbett ist am besten für den Rücken

 

Liegeeigenschaften

Im Wasser ist ein menschlicher Körper schwerelos und braucht weder Stützung noch Druckentlastung, um die Muskulatur entspannen zu können. Beim Wasserbett liegen Sie aber nicht im Wasser, sondern auf einer Kunststofffolie (z.B. Vinyl), welche mit Wasser gefüllt ist. Somit wirkt die Wasserverdrängung in jede Richtung, also auch zur Seite des Körpers. Dieser Stützverlust führt je nach Körperbau zu unterschiedlichen Anpassungsfehlern und übermässigem Absinken der schwersten Körperteile. Eine wichtige Massnahme zur Optimierung einer Wasser-Liegefläche ist die richtige Wahl der Folienelastizität und der Wassermenge. Bereits ein bis zwei Liter mehr oder weniger können deutliche Auswirkungen haben. Die Verdunstung des Wassers sollte deshalb regelmässig durch Nachfüllen ausgeglichen werden. Bei gewissen Wasserbettmodellen wird der Stützverlust in bestimmten Zonen durch Auftriebselemente ausgeglichen, ähnlich wie bei Zonenmatratzen.Diese sind aber nicht mit den Stabilisierungsmaterialien zu verwechseln, die nur das Bewegen(Schwappen) des Wassers bremsen. Da die Wasserverdrängung in Seitenlage anders ist als in Rückenlage und deshalb nicht die gleiche Wassermenge nötig wäre, gibt es Wasserbetten mit Ausgleichs-Wassertanks ausserhalb des Liegebereichs jeder Person. Da bei Wasserbetten die Hochstellung bestimmter Zonen nur eingeschränkt und mit Hilfsmitteln wie Schaumkeilenmöglich ist, eignen sie sich bei Reflux oder anderenKrankheiten nur sehr bedingt.

Im Unterschied zu Wasserbetten können Luftbetten gut für Sitz- und Fusshochstellungen sowie Reflux-Schräglage eingesetzt werden. Auch bezüglich Liegeeigenschaften sind sie kaum mit Wasserbetten zuvergleichen. Wasser bildet selbständig eine ebene Liegefläche. Eine mit Luft gefüllte Matratze dagegen, muss im Innern der Luftkammer mittels Verbindungselementen von oben nach unten verbunden werden, damit überhaupt eine gerade Liegefläche und kein Ballon entsteht. Lösen sich durch Verschleiss einzelne dieserVerbindungen, dann entstehen ballonartige Ein- oderAusbuchtungen. Mit der gezielten Anordnung solcher Verbindungen kreiert ein Konstrukteur Schulter-, Taillen-und Beckenzonen, ähnlich wie bei einer normalenMatratze. Beim Luftbett kann die Folie aber über den Luftdruck mehr oder weniger gespannt werden. Ist zuviel Luft drin, ergibt sich eine zu feste Liegefläche, bei zu wenig Luft kommt es zu Verdrängung wie beim Wasserbett. Bei Luftbetten sollte deshalb eine mittlere Einstellung pro Körper genau definiert werden. Das beliebige Einstellen des Luftdrucks über eine Fernbedienung führt nicht zum idealen Liegen, sondern nur zum Ausnutzen des Wechseleffektes. Je nach Hochdruck- oder Tiefdruckwetterlage verändert sich natürlich auch die Liegeeigenschaft eines Luftbettes. Drucksensoren und Pumpen regulieren bei modernen Produkten diese Schwankungen. Um mehr Einstellmöglichkeiten anbieten zu können, wurden Luftsysteme mit mehreren Kammern konstruiert. Diese zusätzlichen Verstellmöglichkeiten führen einerseits zu Qualitätsproblemen und überfordern andererseits die Nutzer. Eine Körperanmessung für Luftbetten passt ausserdem überhaupt nicht zu den bisherigen Verkaufsargumenten.

 

Eine Kuriosität beim Thema Luftbett ist, dass einige glauben ein «Luftbett» zu besitzen, aber eigentlich eine normale Kaltschaummatratze im Bett haben. Der Trend zu Luftbetten motivierte einige Hersteller, quasi als Trittbrettfahrer, den Begriff «Luft» im Marketing und Verkauf auch für normale Matratzen zu gebrauchen. So benennen einige ihre Matratzenkonstruktionen gerne mit dem Zusatz AIR, obwohl damit nur Hohlräume im Kaltschaum gemeint sind. Andere einfache Matratzen werden zur leichteren Lagerung und Auslieferung komprimiert gerollt und der Schaum füllt sich dann erst beim Öffnen der Verpackung mit Luft. Oft glauben die Besitzer solcher Produkte ein«Luftbett», oder etwas weniger wertig ausgedrückt, eine «Luftmatratze» zu besitzen. Gewisse Verkäufer führen Laien bewusst zu diesem Irrtum. Dass sie bei ihrem «Luftbett» den Luftdruck nirgends einstellen können, fällt den Käufern nicht auf. «Matratzen passen sich ja einfach an, oder?»

2. Material und Klima

Bei normalen Matratzen dringt Wasserdampf bis unten zum Lattenrost durch, wo er von der Raumluft aufgenommen wird. Deshalb ist die Oberseite von Holzlatten meist durch eine Folie vor Feuchtigkeit geschützt. Bei Luft- und Wasserbetten lassen die dichten Kerne keine Körperfeuchtigkeit nach unten weg. Diese kondensiert je nach Menge und Temperatur an den Sperrschichten, wodurch chemische Massnahmen gegen Schimmel erforderlich werden, bei Luftbetten sogar im Innern der Luftkerne. Die Liegefläche von Luftbetten ist mit einem Kaltschaum abgedeckt. Trotzdem erzeugt der nicht isolierte Luftkern bei einigen Menschen ein Kältegefühl. Der Matratzenbezug ist dann wieder vergleichbar mit normalen Matratzen. Bei Wasserbetten muss das Wasser durch jährliche Chemiezugabe vor Gasbildung durch Fäulnisprozesse geschützt werden. Empfohlen wird zudem eine Vinylpflege zur Erhaltung der Geschmeidigkeit der Wasserkammern. Die Auflagen sind bei Wasserbetten meist dünner als bei Luftbetten. Hätte das Wasser Raumtemperatur, wäre ein Wasserbett zu kalt, da die Wassermenge unmöglich durch den Schläfer erwärmt werden kann. Das Wasser muss deshalb auf ca. 29°C beheizt werden. Viele sehen in den elektrischen Feldern der Heizung einen grossen Nachteil und schalten die Heizung während der Nacht aus. Schlafspezialisten sehen aber in der warmen Liegefläche das grösste Gesundheitsrisiko. Es können Wärmeregulationsprobleme oder Förderung entzündlicher Vorgänge auftreten. So berichten etwa Wasserbettschläfer, dass sie ihr Bett aus unerklärlichen Gründen plötzlich nicht mehr gut ertragen. Ein weiterer Gesundheitsaspekt ist die Wasserqualität, welche auf das Zellwasser des Menschen (wir bestehen aus 60 bis70% Wasser) einwirken kann.

Fazit: Es ist verständlich, dass viele Menschen, die früher zu hart gelegen sind oder bei denen die beschränkten Anpassungsmöglichkeiten normaler Bettsysteme nicht ausgereicht haben, dank Wasser- oderLuftbetten grosse Erleichterung bei Rückenproblemen erfahren haben. Nur sind die Nachteile solcher Betten oftmals nicht nur beim Umzug spürbar, sondern auch für den Körper beträchtlich. Und so ist auch dieser Trend wieder abgeflaut.